Als ich vor vielen Jahren einmal über die Liebesgeschichte von zwei jungen Menschen in den Medien las, die nicht wussten, dass sie Geschwister sind, und sogar gemeinsame Kinder großzogen, begann ich, mich für das Thema zu interessieren. Schon Jahrhunderte lang gibt solche Beziehungen, die bis heute nicht gesellschaftsfähig sind. Ich habe mir die Frage gestellt, wie eine solche Liebe entstehen kann, und damit begonnen, diese Geschichte von Rylan und Pat zu schreiben. Dass Pat geistig behindert ist, entspringt noch einem anderen Interesse von mir, nämlich dem, wie erschreckend hoch die Zahl und die Dunkelziffer von Missbrauch bei Behinderten sind. Die Kombination beider Themen machte es auch für mich etwas brenzlig, denn es war mir wichtig, in dieser Geschichte nicht eine weitere Form von Missbrauch zu begehen, indem ich einen geistig behinderten Menschen zu einem blutrünstigen Mörder werden ließ. Dieses Thema musste ich mit sehr viel Sensibilität angepacken und doch in einer Form der Spannung umschreiben, um dem Leser die Tiefe und die Brutalität solcher Vorgänge zu verdeutlichen. Es hat mich selbst erschreckt, wie leicht Menschen mit geistiger Behinderung zu Opfern von sexueller Gewalt werden können. Mittlerweile entwickelt sich auch ein gesellschaftliches Bewusstsein dafür, dass es nicht immer nur Mädchen und Frauen trifft…

Wie immer möchte ich in meinen Geschichten eine Form der Sensibilität wecken, die nichts mit Verständnis für einen Täter zu tun hat. Doch wie schwierig ist es manchmal, die Grenze zwischen Opfer und Täter wirklich zu erkennen?