Interview mit Silke Bauerfeind

Marion Schreiner ist Autorin, Bloggerin und selbst erwachsene Autistin. Auf ihrem Blog „denkmomente“ beschreibt sie das Leben mit dem Autismus. Über gute, tolle und auch mal traurige Erfahrungen mit demselben.

Im Folgenden die spannenden Antworten. Viel Spaß beim Lesen!

 

Frage Nr. 1:

Durch was war das Jahr 2017 für Dich gekennzeichnet?

Silke Bauerfeind:

Das noch laufende Jahr hat einiges für mich und meine Familie bereitgehalten.
An manchem muss ich immer noch ziemlich knabbern, zum Beispiel daran, dass meine Tochter seit Juli in Südafrika zum Studieren ist und erst nächstes Jahr wieder zurück sein wird.
Diese lange Trennung ist schwierig für mich und hat mir neue Seiten an mir selbst offenbart.
Mein Mann und ich spüren seit diesem Jahr verstärkt, dass die jahrelange Pflege und Betreuung gesundheitliche Spuren hinterlässt – eine Erkenntnis in 2017 ist daher, in Zukunft mehr auf uns zu achten.
Auf Niklas bezogen ist das Jahr 2017 geprägt von seiner Pubertät, der Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Vertrautheit und andererseits Freiheit und seinen immensen Fortschritten in der Gebärdensprache. Außerdem ist er jetzt volljährig. Für uns alle ein besonderes Gefühl, über das ich noch ausführlich bloggen werde.

Marion Schreiner:

Mein Jahr 2017 war mal wieder durch viele unerwartete Veränderungen gekennzeichnet.
Ich musste einmal umziehen und mich wieder neu strukturieren, was mitunter sehr anstrengend ist.
Aber es war auch durch eine große Freude gekennzeichnet, nämlich, dass ich mich beruflich als Autorin noch mehr festigen konnte, indem ich erfolgreich zwei neue Bücher schrieb und veröffentlichte und mehr Kontakte zu meinen Lesern aufbauen konnte. Dadurch kam ich gesundheitlich wieder gut in Fahrt.
Ich habe zum Ende des Jahres innerlich viel Stress abbauen können. Zuletzt auch durch die Ruhe, die ich hier an der englischen Küste verspüre.

Frage Nr. 2:

Was wünschst Du Dir für das nächste Jahr?

Silke Bauerfeind:

  • Für Dich selbst: Gesundheit, Gelassenheit, Klarheit
  • Für Deine Kinder: Gesundheit, Glück, Zufriedenheit

 

Marion Schreiner:

  • Für Dich selbst: Ich wünsche mir weiterhin die Ruhe, die mir meine neue Lebensumgebung schenkt. Dadurch, dass ich hier nun viel weniger Kontakte habe, fühle ich mich nicht mehr so gefordert und kann mich besser auf mich selbst konzentrieren. Ich liebe es, in Einsamkeit und Ruhe zu schreiben und nur dann unter die Menschen zu gehen, wenn ich mich dazu in der Lage fühle. Ich wünsche mir für das nächste Jahr, dass ich weiterhin das erhalten kann, was das Leben mir bis jetzt geschenkt hat. Ich bin sehr glücklich.
  • Für Deine Kinder: Für meine Kinder wünsche ich mir noch viel mehr als für mich selbst. Sie sind schon erwachsen, aber meistern ihr Leben so gut, dass ich mehr als stolz bin. Für meinen ältesten Sohn wünsche ich mir weiterhin den beruflichen Erfolg, den er sich in den letzten Jahren mit viel Mühe aufgebaut hat, und privat die Erfüllung seiner Ziele, die er 2018 anstrebt. Er hat es echt verdient!
    Für meinen jüngsten Sohn wünsche ich mir nach Beendigung seines Studiums einen super glücklich Einstieg in die Berufswelt, den er schon sorgfältig geplant und teilweise umgesetzt hat. Privat wünsche ich ihm, dass seine geplanten Veränderungen gut voran kommen und er nach vielen Jahren harter Arbeit auch endlich was zur Ruhe kommt und die Früchte ernten kann, die er gesät hat. Auch er hat es echt verdient!
    Für beide Söhne wünsche ich mir, dass sie gut auf sich aufpassen, besonders in gesundheitlicher Richtung. Ihr Ehrgeiz ist groß und sie geben oft mehr, als sie können. 

 

Frage Nr. 3:

Wenn alles möglich wäre, welche Veränderung hättest Du gerne?

Silke Bauerfeind:

Ich würde mir wünschen, dass mein Sohn ein vollkommen selbstbestimmtes und selbständiges Leben führen könnte, in dem er nicht jede Minute und für immer auf andere Menschen angewiesen sein wird.

 

Marion Schreiner:

Ich würde mir wünschen, etwas gefestigter als freiberufliche Autorin leben zu können. Die Branche ist hart und der Wettbewerb macht mir oft zu schaffen. Alles muss höher, weiter und besser sein. Ich stoße bei der Vermarktung meiner Bücher oft an Grenzen, die mir die Arbeit manchmal verleiden.
Doch ich liebe das Schreiben und möchte weiterhin davon leben. Es hält mich gesund und glücklich und ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen.
Aber ich weiß auch, dass man nicht alles haben kann. Deswegen wünsche ich mir einfach nur mehr Leser, denen meine Geschichten gefallen, und weiterhin den guten Kontakt zu allen, die es mögen!

Nr. 4:

Hier ist Platz für etwas Persönliches.

Silke Bauerfeind:

Ich möchte mich bei meinen Leserinnen und Lesern bedanken. Ihr habt „Ellas Blog“ in all der Zeit zu dem werden lassen, was er inzwischen ist. Ich bekomme täglich sehr viel zurück von Euch. Danke für Eure Wertschätzung und die Motivation, weiter zu machen.
Wir sollten alle gemeinsam niemals aufhören, über Autismus aufzuklären und ein solidarisches Miteinander zu pflegen.
Danke Dir, liebe Tanja, für die Gelegenheit, hier ein paar Zeilen zu schreiben.

Herzliche Grüße, Silke

 

Marion Schreiner:

Vielen Dank, liebe Tanja!
Auch für deine Zeit, die du dir für das Interview nimmst.
Mein Anliegen ist sehr einfach. Ich würde mir so sehr wünschen, dass die Menschen ehrlicher, respektvoller und nachsichtiger miteinander umgehen.
Für mich ist und bleibt es immer schwer, den schnellen Entwicklungen und dem Konkurrenzkampf standzuhalten.
Ich würde so gerne einmal die Welt anhalten und allen wünschen, sie mögen tief Luft holen und im Hier und Jetzt verweilen, es einfach mal fließen lassen und nicht immer alles noch zu verbessern. Wobei sich mir die Frage stellt, ob wirklich alles dadurch besser wird. Den technischen Fortschritt finde ich zum Teil sehr bedenklich und es schmerzt mich, wenn ich erlebe, wie immer mehr alte Menschen nicht mehr klarkommen, weil die einfache menschliche Kommunikation mehr und mehr verschwindet.
Wo bleibt das Leben derer Menschen, die keinen Computer haben oder wollen? Sind das nichtletztendlich die gesünderen?
Ich würde mir wünschen, dass beides möglich wäre, also die Bahnkarte per Online und per Schalter, wo Menschen ohne Computer auch noch klarkommen. Also die Lücke, durch die jedermann schlüpfen kann.

Liebe Grüße! Marion Schreiner